Hallo – ich bin Lilly und das ist meine Geschichte:
Ich wurde im Frühjahr 2024 zusammen mit meinen vielen Kumpels aus nicht so schönen Bedingungen durch das Veterinäramt und den Tierschutz Aurich befreit und ins Tierheim Aurich gebracht, wo wir langsam und aufopferungsvoll aufgepäppelt wurden.
Alle Zweibeiner waren total lieb zu uns und gaben sich richtig viel Mühe, aber Menschen sind mir immer suspekt gewesen und ich habe mich dann lieber in Höhlen oder hoch oben auf meinem Kratzbaum verkrochen in der Hoffnung, mich sieht niemand und versucht auch nicht, mich anzufassen, das mochte ich gar nicht !
Die Zeit ging ins Land, wir waren alle ganz oft beim Tierarzt und viele von uns kämpften anfangs ums blanke Überleben. Mir mussten alle Zähne gezogen werden, das war ganz schlimm, ich habe ja nicht verstanden, was da mit mir passiert. Mittlerweile kann ich damit gut leben, alles ist besser als diese höllischen Zahnschmerzen!
Die Zweibeiner im Tierheim haben mich „Cloe“ genannt und dauernd versuchte jemand, mich anzufassen, ich fand das furchtbar und zog mich noch mehr zurück, so daß die ganzen lieben Tierheim-Menschen langsam anfinden, sich Sorgen zu machen, weil ich so völlig „unsichtbar“ war – sie nennen Katzen wie mich „Schattentiere“ – die, die man nie sieht… weil sie im Schatten der anderen leben…
Aber ich mag es im Schatten, wenn man mich nicht sieht und auch nicht anfassen will, ich bin lieber für mich und habe gerne meine Ruhe, das ist auch heute noch so.
Im Oktober haben die Menschen dann beschlossen, daß ich zu einer der regelmässig ins Tierheim kommenden Katzenstreichlerin „zur Pflege“ gehen soll um zu versuchen, mich „zugänglicher und zahmer“ zu machen, damit meine Vermittlungschancen steigen. Es ist ja sehr, sehr schwer, eine Katze zu vermitteln, die man nicht sieht, keiner will die „Katze im Sack“ !
Meine ganzen Kumpels waren alle schon ausgezogen und ich war irgendwie unsichtbar übrig geblieben.
Also mußte ich wieder umziehen und meine neue Dosenöffnerin gab mir den Namen „Lilly“ – der Name gefiel mir !
Und die Dosenöffnerin – hmmm – die fand ich auch ganz Ok, die war ganz ruhig und lieb zu mir. Sie hat mich zwar in den ersten zwei Wochen auch nicht zu Gesicht bekommen und gefressen habe ich ja immer heimlich im Dunkeln, wenn mich niemand sieht – ich bin halt ein Schattentier…
Doch dann – nach 3 Wochen – bin ich ihr aus Versehen auf den Schoß gesprungen, da ich gar nicht gemerkt habe, daß da ein Mensch unter der kuscheligen Decke sitzt… so ruhig war sie…
und irgendwie habe ich da wohl ihr Herz berührt, so daß sie in dem Augenblick beschloß, ich darf hier bleiben, und muß nicht mehr ins Tierheim zurück.
YUHUUU!


Sie wollte mich dann dooferweise anfassen, weil sie sich so gefreut hat, daß ich zu ihr hoch gesprungen bin – oh weh, da bin ich ganz, ganz schnell wieder abgehauen, das machte mir soviel Angst!
Meine Zweibeinerin ließ mir Zeit und Ruhe und irgendwann fing sie an, lustige Sachen mit mir zu machen: Ich mußte mich auf Kommando auf einen Stuhl setzen und bekam ein Leckerchen – das kannte ich nicht und mußte erst lernen, wie toll manche Sachen schmecken !
Mittlerweile kann ich schon ein paar Tricks und es werden immer mehr, das macht viel Spaß und sie nennt es „Klickertraining“ – ich nenne es Leckertraining.
Egal wie die Menschen das nennen – es ist sehr lustig und ich mag das, wenn sie nach Hause kommt und mit mir spielt !
Jetzt im Oktober 2025 bin ich ein Jahr bei ihr, und mittlerweile hat sie mir auch gezeigt, wie es draussen im Garten ist. Ich habe an Gras geknabbert, Vögel beobachtet (die machen echt Krach!) Schmetterlinge gejagt, Frösche gesehen (die schmecken nicht!) und so vieles neues mehr, das ist immer sehr aufregend im Garten und danach muß ich immer schlafen, weil ich so erschöpft bin.
Ich gucke auch immer sehr genau, wo sie ist, alleine habe ich Angst draussen und renne dann lieber wieder ganz schnell rein, da fühle ich mich sicher!
Mittlerweile darf sie mich auch anfassen, das üben wir auch beim Klickertraining und ich freue mich immer sehr, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt, wir kuscheln dann auf meinem Lieblingsstuhl, bis ich sie beissen will. Da wird sie dann ganz ernst und geht weg, das ist doof!
Ich weiß ja, daß ich nicht beissen soll, aber irgendwie ist das in mir drin. Zum Glück tut es ihr nicht weh, da ich ja zahnlos bin…
Hmmm… ich muß lernen, daß ich sie nicht beissen und kratzen darf und ich kann mich meistens gut beherrschen, denn ich habe sie mittlerweile echt lieb – meine Pflegestellenversagerin 🙂
Ich hoffe, ich muß hier nie wieder weg – und sie hat es mir ja versprochen!
Lilly – 14. Oktober 2025

